Blutsauger am NFT-Markt LooksRare greift OpenSea mit Vampirattacke an

Exit Scams, DeFi Rug Pulls, Ransomware, Phishing oder 51-%-Attacken: Es gibt viele Wege, eine Plattform, ein Protokoll oder Investoren um ihr Geld zu bringen. Seit einigen Wochen macht eine neue Angriffsform am NFT-Markt von sich Reden: Vampirattacken. Was hat es mit den Blutsaugern im Krypto-Space auf sich?

Moritz Draht
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Vampir

Beitragsbild: Shutterstock

Unbeeindruckt von den jüngsten Krypto-Kurs-Kollisionen lotet der NFT-Markt seine Wachstumsgrenzen weiter aus. OpenSea, das Flaggschiff unter den NFT-Marktplätzen, hat erst im Januar ein Rekordvolumen von fast fünf Milliarden US-Dollar erreicht – mit über 540.000 aktiven Tradern. Während der Platzhirsch seine Monopolstellung festigt, haben kleinere Plattformen kaum mehr Chancen, sich am Markt Ethereum-basierter NFTs zu behaupten. LooksRare scheint jedoch einen Weg gefunden zu haben – und zwar mit den sogenannten Vampirattacken.

Was sind Vampirattacken?

Vampirattacken sind eine gängige Praxis, um Nutzer:innen und damit auch Liquidität von einer auf eine andere Plattform abzuziehen. Als Anreiz dienen Belohnungen: Für den Wechsel erhalten Neuankömmlinge meist einen Betrag in Token. Eine Vampirattacke ist also im Grunde Plattform-Piraterie, die User mit einem Bonussystem ködert. Nicht illegal und kein Geniestreich, aber eine wirkungsvolle Methode, wie sich an den Wachstumszahlen von LooksRare zeigt.

LooksRare hat das tägliche Handelsvolumen von OpenSea aus dem Stand überholt. In der Spitze erreichte die junge Plattform am 19. Januar einen Umsatz von über 840 Millionen US-Dollar. OpenSea erzielte am selben Tag weniger als 200 Millionen US-Dollar. LooksRare kommt zwar bislang nur auf einen Anteil von sechs Prozent der aktiven Nutzer:innen auf OpenSea. Bedenkt man den knappen Zeitraum seit Plattform-Launch, könnte sich aber ernstzunehmende Konkurrenz anbahnen.

Einem geschenkten Gaul …

Zum raschen Aufstieg dürften die Vampirattacken entscheidend beigetragen haben. Nutzer:innen, die zwischen dem 16. Juni und 16. Dezember 2021 ein Handelsvolumen von mindestens drei Ether auf OpenSea erreicht haben, erhielten beim Airdrop von LooksRare eine bestimmte Menge der nativen Kryptowährung LOOKS ausgezahlt. Je nach Handelsvolumen lagen die Ausschüttungen zwischen 125 und 10.000 LOOKS-Token.

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Das hat sich gelohnt: Der LOOKS-Kurs hat seit dem Drop 200 Prozent zugelegt. Mit einer Marktkapitalisierung von rund einer Milliarde US-Dollar hat sich der über Uniswap handelbare Token inzwischen auf Platz 95 der größten Kryptowährungen hochgearbeitet – in einer Riege mit SafeMoon, Dash und Synthetix Network – ein Beweis dafür, dass Vampirattacken einen kurzfristig großen Effekt haben können.

LooksRare hat Blut geleckt

LooksRare will aber mehr, und nicht weniger, als einen “neuen Industriestandard für NFT-Marktplätze setzen”. Nach eigenen Angaben handelt es sich um den “ersten NFT-Marktplatz, der Händler, Sammler und Schöpfer aktiv für ihre Teilnahme belohnt”.

Kein leeres Marketing-Versprechen: Anders als OpenSea, das sich die Handelsgebühren von 2,5 Prozent einstreicht, erhebt LooksRare nur zwei Prozent Gebühren in Wrapped Ether (WETH), die komplett an LOOKS-Staker ausgeschüttet werden. Auch bei NFT-Käufen und -Verkäufen winken Trading Rewards in Form von LOOKS-Token.

Weniger Gebühren, mehr Einnahmen

Keine Gebühren fallen zudem bei Private Sales an, also direkt zwischen Händler und Käufer abgewickelten NFT-Geschäften. Tantiemen für Weiterverkäufe (Royalties) werden außerdem sofort ausgezahlt, und nicht erst nach zwei bis vier Wochen wie bei OpenSea, das an den Lizenzgebühren kräftig mitverdient.

Mit dem Belohnungssystem will LooksRare für langfristige Nutzerbindung sorgen. Drei Viertel des gesamten Kontingents von einer Milliarde LOOKS-Token sollen über Airdrop, Staking-Rewards und Trading-Rewards an die Community ausgeschüttet werden.

Ganz uneigennützig ist die Strategie aber nicht. 10 Prozent und damit 100 Millionen Token sind für das Founding Team reserviert. Und das gibt Rätsel auf. Denn keine:r der mutmaßlich zwölf Teammitglieder hat einen Klarnamen auf der Homepage angegeben.

OpenSea bekommt Vampirbiss zu spüren

Vampirattacken sind zwar keine Erfindung von LooksRare. Schon im Oktober letzten Jahres versuchte der NFT-Marktplatz Infinity, Nutzer:innen von OpenSea mit einem Airdrop abzuwerben. Der Erfolg blieb nach einem kurzen Ansturm aber auf der Strecke. Der höchste Tagesumsatz belief sich auf 2,2 Millionen US-Dollar im Dezember.

Die Zahlen von LooksRare sind jedoch von einem ganz anderen Kaliber. Hinsichtlich abgewickelter Transaktionen stellt die Plattform schon jetzt den zweithöchsten Marktanteil, noch vor Rarible oder SuperRare. OpenSea, das sich seine Monopolstellung auch durch so prominente Kollektion wie den CryptoPunks und Bored Ape Yacht Club aufgebaut, und dabei ein zentralistisches Geschäftsmodell in einem dezentralen Ökosystem durchgedrückt hat, dürfte den Druck zu spüren bekommen.

Auch, weil sämtliche Kollektionen auf LooksRare übertragbar sind. Der Marktplatz indexiert NFT-Sammlungen auf der Ethereum Blockchain, wodurch prinzipiell alle Ethereum-basierten NFTs, die auf OpenSea verfügbar sind, auch auf LooksRare gehandelt werden können. Die fragwürdige, aber legitime Praxis der Vampirattacken könnte die Karten am NFT-Markt neu gemischt haben.

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