Eine neue Zeitrechnung? Metawatches erobern den NFT-Markt

Skins, Wearables, Items: Neben Kunst sind es vor allem Digital Collectibles, die den Ton am NFT-Markt angeben. Neue Anwendungsmöglichkeiten, die sich durch die Metaverse-Entstehung für Non-fungible Token ergeben, sorgen auch weiterhin für Rekordumsätze an den Handelsplätzen. Da überrascht es kaum, dass das Software-Unternehmen Axonic mit seinen Metawatches den Nerv der Zeit getroffen zu haben scheint. Die erste Kollektion war innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Wir haben mit Axonic-Gründer und Metawatches-CEO Martin Welker über die Uhren gesprochen, was sie können, können sollen und warum er von NFTs als Gamechanger überzeugt ist.

Moritz Draht
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Beitragsbild: Metawatches

In einer durchgetakteten und von der koordinierten Weltzeit synchronisierten Umwelt erfüllen Armbanduhren längst nicht mehr eine rein zweckgebundene Funktion. Sie sind Modeaccessoire, Wertanlage und Statussymbol. Aber warum sollte das nur für physische Uhren gelten? Am NFT-Markt zeigt sich, dass der Wert virtueller Güter neu verhandelt wird und in die “reale” Wertschöpfungskette einbrennt. Der neueste Trend: Funktionale und dynamische NFTs, die sich in Games oder 3D-Welten tragen lassen, sich verändern und an neue Gegebenheiten anpassen können. So auch die Metawatches von Software-Hersteller Axonic, die die Zeitenwende einläuten sollen.

Gerade einmal 34 Minuten hat es gedauert, dann war die 1.234 NFT-Uhren umfassende Analog-Summer-Kollektion bereits ausverkauft. Die Nachfrage nach den Metawatches scheint groß. Und das, obwohl man “eigentlich die Katze im Sack kauft”, wie Martin Welker, Gründer von Axonic und Metawatches-CEO, gegenüber BTC-ECHO erklärt. Denn “die Assets werden alle verdeckt verkauft”. Käufer:innen erhalten zunächst “eine Box in die Wallet und man weiß nicht, was da drin ist”. Ähnlich wie bei Sammelkarten auch dürfte die NFT-Charade als Kaufanreiz dienen, geschehe aber “aus Fairnessgründen”, erklärt Martin. Um Vorabspekulationen zu vermeiden und allen die gleiche Chance einzuräumen. Erst wenn sich die Boxen öffnen, wissen die neuen Metawatches-Beistzer:innen, welches Uhrenmodell sie ergattert haben.

Exklusivität ist somit auch bei den individuell gestalteten NFT-Uhren ein wertsteigernder Faktor. Für eine auf zehn Uhren limitierte und von der Nagel Draxler Galerie vertriebene Sonderkollektion konnte das Metawatch-Team zudem niemand geringeren als Kenny Schachter als Designer für sich gewinnen – das “Enfant terrible der New Yorker Kunstszene”, wie Martin ihn nennt. Aber was macht die Uhren eigentlich so besonders?

Uhren, die mit der Zeit gehen

Bei den Metawatches handelt es sich um dynamische NFTs, welche “die Uhrzeit tatsächlich auf deinem Gerät anzeigen”. Dynamisch deshalb, weil das Entwickler-Team die Uhren auf neue Bedingungen anpassen und somit für viele Anwendungen und Endgeräte nutzbar machen kann: als Artwork auf Smartwatches oder Items in VR-Games und Metaverse-Plattformen. “Wenn ein Metaverse dynamische Inhalte zulässt, werden wir die NFTs so anpassen, dass man sie als Wearables tragen kann”, erklärt Martin. Dafür hält sich das Team ein Hintertürchen offen.

Besitzansprüche und Transaktionsdaten sind auf der Ethereum Blockchain gespeichert und damit unveränderlich gesichert. Aber: “Das, was die Uhr tut, wird Off-chain auf einem zentralen Server gemacht.” So können die Entwickler:innen die Uhren mit neuen Funktionen ausstatten und für neue Umgebungen updaten. “Das Artwork lassen wir möglichst lange auf unserem Server, um flexibel zu sein für neue Metaverses. Wenn ein neues Update von einem Metaverse kommt, muss das ja irgendjemand programmieren”. Das übernimmt dann das Metawatch-Team: “Wenn was Neues kommt, werden wir die Uhren neu rendern und neue Schnittstellen zu Metaverses anbieten.”

Vom NFT-Fieber gepackt

On- und Off-Chain umschreibt auch das Verhältnis von Martin zum Krypto-Markt. Der Diplominformatiker ist schon früh eingestiegen. 2013 hat er seine ersten zehn Bitcoin zu einem Stückpreis von 80 Euro gekauft – und wie wohl jeder Early Adopter einige “peinliche Storys” erlebt. So hat er sich von einigen Bitcoin wieder unter dem Einkaufspreis getrennt. Auch im Mining hat sich Martin versucht. “Das hat aber alles nicht so funktioniert”, sagt er. Die Grafikkarte liege heute noch irgendwo herum, “als teures Altblech”.

“Das war sozusagen meine Bitcoin-Erfahrung”, erinnert sich Martin, “der nächste Schritt war dann Ethereum”. Aus heutiger Sicht skurril: “Ich habe meine ersten zehn Ether geschenkt bekommen, weil ich mich irgendwo angemeldet habe”. Nach einigen Flirtversuchen hat er dann schließlich im Frühjahr 2021 Blut geleckt, als er sich intensiv mit NFTs beschäftigt hat. Und so reifte allmählich die Idee von dynamischen NFT-Uhren.

“Wird sind in einem unfassbaren Bullenmarkt”

Martin ist schon “durch einige Krisen gegangen”. Nach seinem Studium hat er das Platzen der Dotcom-Blase Anfang der 2.000er hautnah in San Franciso miterlebt, einige Jahre später dann der eisige Krypto-Winter, in dem nicht wenige Marktpropheten das Ende des Krypto-Hypes heraufbeschworen haben. Vom NFT-Erfolg ist er aber fest überzeugt.

“Ich glaube keine Sekunde daran, dass das, was wir da gerade erleben, in irgendeiner Weise wieder auf null zurückgeht”. NFTs seien keine Modeerscheinung, sondern Türöffner für breite gesellschaftliche Veränderungen, die Machtgefüge aufsprengen und neue Mitspracherechte etablieren können. Martin ist sich sicher, “dass wir mit DAOs und Web 3.0 und mit NFTs als Abbildung von Vermögenswerten eine radikale Transformation nicht nur in der digitalen, vor allem auch in der analogen Welt erfahren werden.” Non-fungible Token verändern unsere Sichtweise auf Wertschöpfung im digitalen Zeitalter nachhaltig, “bunte NFT-Bildchen sind nur die Speerspitze davon”.

Was sich an den Umsatzzahlen von Handelsplätzen wie Opensea ablesen lässt, sei Ausdruck einer radikalen Umwälzung. “Die Uhren sind für mich ein wunderbares Ausdrucksmittel dieser Revolution, die da stattfindet”. Um die Zukunft der Metawatches macht er sich folglich keine Sorgen: “Ich glaube fest daran, dass digitale Vermögenswerte neben Luxusuhren koexistieren können.” Und mehr noch: “Ich glaube, dass die Sammelleidenschaft der Uhrenliebhaber durchaus virtualisierbar ist”. Zumal die Mainstream-Adoption trotz massiver Wachstumsraten am NFT-Markt noch ausstünde. “Deshalb bin ich da sehr bullish”. Nicht unbedingt auf “Mikroebene”, Rückschläge und Marktkorrekturen werde es auch bei NFTs geben. “Aber die Gesamtbewegung” lasse sich nicht mehr stoppen – die Uhr tickt.

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