99,97 Prozent im Minus Terra (LUNA) vor dem Aus? Darum fällt die Kryptowährung

Das Terra-Ökosystem steckt in einer Existenzkrise. Ein Stablecoin, der vom Kurs abgekommen ist und ein inzwischen beinahe wertloser LUNA-Token. So kam es zum Terra-Crash.

Moritz Draht
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Terra

Beitragsbild: Shutterstock

Einer der beständigsten Top-Performer, Rendite-Garant, DeFi-Allzweckwaffe: Das war Terra (LUNA) noch vor einigen Tagen. Heute: Krisenstimmung. Der LUNA-Kurs ist auf drei Cent gekracht und der Stablecoin UST weit weg von der Dollarmarke. Um den drastischen Wertverfall zu rekonstruieren, muss man zunächst verstehen, wie Terra eigentlich funktioniert.

So funktioniert Terra

Terra ist ein algorithmisch abgesichertes Stablecoin-Netzwerk. Stablecoins sind Kryptowährungen, die an den Wert bestimmter Fiat-Währungen gekoppelt sind. Der Terra Stablecoin UST sollte den Wert des US-Dollar 1:1 widerspiegeln.

Anders als etwa Tether, das den nach Marktkapitalisierung “größten” Stablecoin USDT herausgibt, wird der Terra Stablecoin nicht durch entsprechende “physische” Rücklagen wie etwa Dollarnoten abgesichert. Um den Kurs auf einen US-Dollar zu stabilisieren, werden LUNA-Token eingetauscht. Entsprechend dem Angebot und der Nachfrage wird die “elastische”, also schwankende Angebotsmenge von UST angepasst, um einen Wechselkurs von einem US-Dollar herzustellen.

Durch den Verkauf von LUNA-Token auf dem Terra-Station-Portal werden neue UST geprägt. Man spricht dabei von Swaps. Die LUNA-Token werden dabei “verbrannt”, also aus der Umlaufmenge entfernt. Gleiches funktioniert in umgekehrte Richtung: Um LUNA zu prägen, werden UST verbrannt.

LUNA-Token und UST sind also eng verzahnt. Kommt es bei UST zu massiven Verwerfungen und infolge zu einem Fall unter einen US-Dollar, muss die Lücke durch neu geprägte LUNA-Token geschlossen werden. In der Konsequenz verwässert der Wert des LUNA-Tokens.

Warum fällt der LUNA-Kurs?

Der UST-Kurs entfernte sich zu Wochenbeginn allmählich von seinem angestrebten Kursniveau und fiel schließlich bis Mittwoch, den 11. Mai, zwischenzeitlich auf rund 30 Cent. Auslöser dafür waren zunächst massive Abverkäufe im Zuge eines kriselnden Gesamtmarkts. Anschließend setzten mit Blick auf den UST-Crash Panikverkäufe ein. Die Marktkapitalisierung ist somit von über 18 auf unter fünf Milliarden US-Dollar gerutscht.

Quelle: Tradingview

Der LUNA-Kurs wurde im Abwärtssog mitgezogen. Um den Wertverfall von UST zu bremsen, musste eine große Menge an LUNA-Token “nachgedruckt” werden. Nach Angaben des Analysediensts Messari ist die Umlaufmenge von LUNA zwischen dem 10. und 12. Mai um über eine Milliarde auf aktuell 1,46 Milliarden Token gestiegen.

Quelle: Messari

Durch die enorme Ausdehnung des Circulating Supply und anhaltend breiter Verkäufe ist der LUNA-Kurs inzwischen auf drei Cent gefallen. Selbst für hochvolatile Kryptowährungen ein beispielloser Einbruch. Noch vor einem Monat erreichte LUNA sein Rekordhoch bei rund 120 US-Dollar. Mit einer Marktkapitalisierung von 590 Millionen US-Dollar taumelt Terra (LUNA) – ehemals im Top-10 Ranking – zurzeit auf Platz 119 unter allen Kryptowährungen.

Steht Terra vor dem Aus?

Die Kettenreaktion hat eine Abwärtsbewegung in Gang gebracht, die schwer wieder aufzuhalten sein wird. Terraform Labs hat zwar einige Rettungsmaßnahmen ergriffen. Bislang sind diese aber nicht von Erfolg gekrönt.

Darunter eine beschleunigte Verbrennungsrate von UST, die Verbrennung verbleibender UST im Community Pool und von 371 Millionen UST in der Cross-Chain von Ethereum, wie Terra in einer Tweetserie bekannt gab. Dadurch sollen etwa 1,3 Milliarden UST aus der Umlaufmenge entfernt werden. Das könnte den Angebotsüberhang zwar minimieren und den Kurs kurzfristig wieder nach oben drücken, sei aber “mit hohen Kosten für UST- und LUNA-Inhaber verbunden”, wie einer der Terra-Gründer, Do Kwon, kommentiert.

Terra steckt im Teufelskreis. Versuche, den Stablecoin zu rehabilitieren, werden weiterhin unmittelbar negative Effekte auf den LUNA-Kurs haben. Und selbst wenn es gelingen sollte, UST wieder auf einen US-Dollar zu hieven, ist fraglich, ob Terra das verloren gegangene Vertrauen von Anlegerinnen und Anlegern zurückgewinnen kann.

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