Ultimatum an Digital Currency Group Eine Woche für eine Milliarde US-Dollar

Cameron Winklevoss gibt Barry Silbert eine Woche Zeit, seine Schulden zu begleichen. Er unterstellt ihm “böswillige Hinhaltetaktiken”.

Johannes Macswayed
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Beitragsbild: Shutterstock

| Gemini-Chef Cameron Winkelvoss fordert nun endlich Klärung im Fall Genesis

Bei Cameron Winkelvoss, Co-Gründer der Gemini-Krypto-Börse, ist scheinbar Schluss mit lustig. In einem offenen Brief vom 2. Januar stellte er Barry Silbert, Chef der Digital Currency Group (DCG), ein Ultimatum. Eine Woche habe dieser demnach Zeit, eine Lösung für die auf Genesis eingefrorenen Kundengelder Geminis in Höhe von 900 Millionen US-Dollar zu finden. Außerdem hagelte es Vorwürfe. Offensichtlich gefrustet beklagte Winkelvoss Silberts bisherige Verhandlungstaktik.

Seit des Auszahlungsstopps auf der Lending-Plattform befindet sich Genesis und der Mutterkonzern DCG mit dem Gemini-Chef in Verhandlungen zur “Umstrukturierung” der Schulden. Gemini versucht dabei, die auf Genesis geparkten Kundengelder seines Earn-Programms (am besten in voller Höhe) einzutreiben.

Zuletzt meldete sich der vorübergehende CEO von Genesis, Derar Islim, zu Wort. Man sei zwar “weiter bemüht, so schnell wie möglich fortzufahren”, benötige jedoch aufgrund der Komplexität des Prozesses mehr Zeit, wie es heißt. Um das “bestmögliche Ergebnis für betroffene Kunden” sei Genesis demnach aber weiter bemüht.

Winkelvoss zufolge zeigt sich der Mann hinter Genesis und DCG, Barry Silbert, jedoch alles andere als kooperativ. Ihm unterstellte er “böswillige Hinhaltetaktiken” bei den Verhandlungen. Von billiger Beschwichtigung bis hin zu “gewissenlosem Verhalten” war weiter die Rede. Winkelvoss glaubt außerdem, dass DCG und Genesis über das offizielle Verhältnis hinaus verstrickt sind.

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DCG schulde seinem eigenen Ableger angeblich etwa 1,7 Milliarden US-Dollar, darin enthalten auch der besagte Schuldbetrag an Gemini. Silbert habe laut Winkelvoss so “das Geld von Schullehrern” und anderen ehrenwerten Bürgern genommen, um damit “gierige Aktienrückkäufe, illiquide Venture-Investments und Kamikaze-Trades” in die Wege zu leiten.

Silbert dementierte die Vorwürfe bei Twitter. Es bestünde ihm zufolge weder ein Kredit seitens DCG an Genesis, noch sei er mit einer Antwort im Verzug. Im Gegenteil: er behauptet, bereits am 29. Dezember einen Vorschlag für die Rückzahlung vorgelegt zu haben. Eine Reaktion darauf stünde noch aus, wie er sagt. Winkelvoss hat scheinbar aber genug gehört. Silberts Verhalten sei schlichtweg “unaufrichtig”.

Sammelklage im Anmarsch?

Bisher zeigte sich Gemini vorsichtig optimistisch und vermutete offiziell lediglich temporäre Liquiditätsengpässe bei DCG und Genesis. Handle es sich demnach “nur” um eine Cash-Flow-Insolvenz, wäre eine “vollständige Sicherung der Vermögen aller Earn-Kunden möglich”, heißt es in Updates zum Programm. Vor möglichen Verlusten wird natürlich dennoch gewarnt. Eine faktische Insolvenz sei nicht ausgeschlossen, jedoch gäbe es dafür derzeit “keine Indizien”.

Einige Kunden Geminis sehen das anders. Sie reichten bereits am 31. Dezember einen Sammelantrag auf ein außergerichtliches Schiedsverfahren gegen DCG und Genesis ein. Die Vorwürfe: Genesis soll mithilfe von “Scheintransaktionen” seines Mutterkonzerns die eigene Insolvenz vertuscht haben. Und zwar schon zu Zeiten des Three-Arrows-Capital-Kollapses (3AC) im Sommer 2022. Da habe sich Genesis nämlich bereits am abstürzenden Krypto-Hedgefonds schwer die Finger verbrannt, wie es heißt.

Der 3AC Gründer, Zhu Su, geht sogar einen Schritt weiter. Er wirft DCG Geschäfte hinter verschlossenen Türen mit FTX und eine Nähe zu Sam Bankman-Fried vor. DCG und FTX hätten sich so für den LUNA-Kollaps “verschworen” und davon profitiert, jedoch in der darauffolgenden Insolvenz 3ACs massive Verluste eingefahren.

Anstatt dann im Sommer “umzuschichten” wurden besagte Scheintransaktionen fabriziert, um auf “magische Weise Löcher zu stopfen”, so Su. Ihm zufolge sei DCG daher insolvent und ein “krimineller Betrug”.

Zhu Sus Glaubwürdigkeit sei einmal dahingestellt. Klar ist, dass DCG und Genesis immer mehr in Erklärungsnot geraten. Silbert hält sich jedoch weiter verdeckt und äußert sich wenn, dann nur, um die eigene Beteiligung DCGs in den Geschäften Genesis’ weitgehend auszuschließen. Oder verstecke sich “hinter Investment Bankern und Anwälten” in seinem “Turm aus Elfenbein”, so Winkelvoss.

Den Gemini-Gründer plagen derweil seit einiger Zeit selbst eine Klage und Betrugsvorwürfe seitens eigener Kunden. Der Druck ist also da, möglichst zeitnah Ergebnisse zu erzielen – mit oder ohne Silberts Kooperation. Seine und vermutlich die Geduld vieler hat nun zumindest ein Ablaufdatum.

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