Ex-BitMex-CEO im Interview Alexander Höptner: “Bei FTX fraß die Gier das Gehirn”

BTC-ECHO sprach mit Ex-Bitmex-CEO Alexander Höptner über den Untergang von FTX. Warum bei institutionellen Investoren die Gier das Gehirn fraß.

Daniel Hoppmann
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Alexander Höptner

Beitragsbild: Alexander Höptner

| Vor seiner Station bei AllUnity war Alexander Höptner CEO der Krypto-Börse Bitmex

Knapp einen Monat liegt der Untergang von FTX zurück. Infolge eines starken Abverkaufs des nativen Tokens (FTT) implodierte die Kryptobörse und offenbarte das wohl größte Pyramidensystem seit dem Wirecard-Skandal.

Alexander Höptner kennt die Strukturen dieser Unternehmen genau. Im Gespräch mit BTC-ECHO erklärt der ehemalige Bitmex-CEO, wie sich der FTX-Fall auf die zukünftige Regulierung auswirken wird, wieso Kryptobörsen eigene Token herausgeben und wie institutionelle Investoren ihre Sorgfaltspflichten verletzt haben.

BTC-ECHO: Wie hast du das FTX-Drama verfolgt?

Alexander Höptner: Wie viele andere hätte ich nicht damit gerechnet, dass FTX platzt. Die schwierige finanzielle Verfassung des Hedgefonds war so nicht sichtbar. In der Community sorgte der Liquidation-Algorithmus der Kryptobörse allerdings schon länger für Gesprächsstoff. Auch war die Verbindung zu Alameda Research den meisten bekannt. Insofern war es möglicherweise absehbar, dass diese Ausgangslage irgendwann zu Problemen führen könnte.

Auch in dieser Größenordnung?

Natürlich nicht. Das lag aber auch an dem Bild, dass SBF nach außen projizierte. Wenn er beispielsweise Bilder von sich nachts aus dem Office auf Twitter postete, dann war das ein Zeichen des Engagements. Heute wissen wir, dass er dort Schäferstündchen mit der Alameda-CEO gemacht hat.

Wenn sich dann noch herausstellen sollte, dass sie tatsächlich Kundengelder benutzt haben, um sich privat Immobilien zu kaufen, dann reicht nur die Nachricht, um so ein Konstrukt auch an einem Tag implodieren zu lassen. Das ist einfach Betrug auf maximalem Niveau.

Für viele in der Szene ist der Untergang von FTX das neue Mt.Gox. Welcher der beiden Fälle war schlimmer für Krypto?

Mt.Gox war für viele Krypto-Anleger der ersten Stunde natürlich schlimm. Außerhalb dieser Blase hat den Hack jedoch kaum einer mitbekommen. Da war FTX in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich präsenter. 

Das hat jedoch auch etwas Gutes. Denn der Crash war solch ein offensichtlicher Betrug, dass man das meiner Meinung nach, nicht auf die Technologie schieben kann. Es ist auch nicht das Ende der zentralisierten Börsen, den nun manche sehen. Wer in diesem Umfang betrügen möchte, kann das auch in DeFi oder im traditionellen Bereich machen.

Podcast

Wie lange wird es dauern, bis sich der Space von dem Debakel erholt?

Ich glaube, das geht sehr schnell, weil das so ein klarer Betrug war. Das institutionelle Interesse ist weiterhin ungebremst. Klassische Unternehmen nutzen den aktuellen Bärenmarkt, um sich mit Krypto auseinandersetzen, damit sie für den nächsten Bullrun bereit sind.

Auslöser war ein Leak der Alameda-Bilanz, die zu knapp einem Drittel aus FTX hauseigenen Token FTT bestand. Wieso haben Kryptobörsen eigentlich solche eigenen Token?

Ein nativer Token ist per se nichts Falsches. Das ist ein Mittel, um Kunden an dich zu binden. Die Holder kriegen Vergünstigungen oder Rabatte, beispielsweise beim Trading, die auch legal sind. Im Endeffekt schaffst du Anreize für deine Kunden mit einem Wertsteigerungsmechanismus.

Letztlich kann man die Exchange aber immer wieder neue Token emittieren. Muss man das nicht an dem Modell kritisieren?

Finde ich ehrlich gesagt nicht. Es beschwert sich auch niemand, wenn Adidas Rabattkarten ausgibt. Das ist bei den Börsen-Token im Prinzip nicht anders. Der Kunde erhält einen Rabatt ab einer gewissen Anzahl gehaltener Token. Zudem gibt es noch den Burning-Mechanismus, womit das Gut verknappt wird. Im Endeffekt entstehen für Kunden zwei Anreize. Einmal der Rabatt und dann die Wertsteigerung durch die Verknappung der Token.

Wenn ich die Token aber, wie im FTX-Fall, als Sicherheit nehme, dann fliegt mir das natürlich auf lange Sicht um die Ohren.

Wie wirkt sich FTX auf zukünftige Regulierungen aus? Wird es schwerer für Krypto?

Ich glaube, dass sich die Regulatoren nun mehr Zeit nehmen werden, um die einzelnen Projekte genauer unter die Lupe zu nehmen. Das hat man nach dem Wirecard-Skandal auch beobachten können. Aber selbst das beste Regelwerk hätte bei FTX nichts genützt. 

Die entscheidende Frage, die man sich stellen muss: Was haben die Investoren gemacht? An FTX waren alle namhafte Investoren beteiligt, die bei drei nicht auf dem Baum waren. Wieso haben die nichts gemerkt? Normalerweise hätten die FTX einer Due-Diligence-Prüfung unterziehen müssen. Wenn der Sanierungsmanager sagt, dass er noch nie so eine schlechte Governance gesehen hat, was haben sich die institutionellen Investoren dann angeschaut? Ich glaube, bei vielen fraß die Gier das Gehirn.

Inzwischen legen viele Börsen ihre Reserven offen. Was hältst du von diesem Trend?

Das macht nicht viel Sinn, weil man nur eine Seite der Bilanz offenlegt und die Verbindlichkeiten außen vor lässt. Das zeigt einfach nur, dass die Coins da sind. Es gibt aber keine Auskunft darüber, wem die Coins gehören. Man sollte schon transparenter sein, was sind beispielsweise Kundengelder, wie hoch sind die Verbindlichkeiten und so weiter. Es ist zwar ein richtiger erster Schritt, es löst aber nicht das Problem. Der FTX-Crash wäre wahrscheinlich auch mit Proof of Reserves passiert.

Vielen Dank für das Gespräch.

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