3 Fragen an Alexander Bechtel: “Hinter dem Geld steht nichts”

Wird Bitcoin je zu einem allgemein akzeptierten Zahlungsmittel? Geldexperte Alexander Bechtel hat da so seine Zweifel – und glaubt trotzdem an eine rosige Bitcoin-Zukunft.

David Scheider
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Das gesamte Gespräch mit Alexander Bechtel findet ihr in unserer Podcast-Rubrik.

BTC-ECHO: Was ist Bitcoin für dich? Asset oder Wertaufbewahrungsmittel?

Alexander Bechtel: Wenn du mich so fragst: ganz klar, Wertaufbewahrungsmittel. Die Grenzen sind natürlich fließend. Die Stärken von Bitcoin liegen aber in der Wertaufbewahrung. Es ist natürlich theoretisch überhaupt kein Problem, Bitcoin auch als Zahlungsmittel zu nutzen – das wird ja auch täglich gemacht. Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob Bitcoin tatsächlich ein besseres Zahlungsmittel als existierende ist und ob es sich als solches durchsetzen kann. Und da würde ich zumindest ein Fragezeichen hinter setzen.

BTC-ECHO: Kann denn deiner Meinung nach Bitcoin langfrisitg auch zu einem viel genutzten Zahlungsmittel werden?

Alexander Bechtel: Momentan sehe ich zwei Hürden, die es Bitcoin schwierig machen, zu einem dominierenden Zahlungsmittel zu werden. Die eine können wir überwinden, bei der anderen bin ich skeptisch. Was wir überwinden können, ist die technische Hürde, dass BTC auf der Mainchain nicht skaliert. Da helfen uns aber Second-Layer-Lösungen wie das Lightning Network.

Aber selbst, wenn wir annehmen, dass Lightning perfekt funktioniert, haben wir immer noch das – je nach Betrachtungsweise – Problem oder den Vorteil, dass Bitcoin deflationär ist. Das heißt, gemessen in Euro oder US-Dollar, wird BTC jedes Jahr mehr wert. Und solange ich Fiatgeld halte, habe ich immer den Anreiz, US-Dollar oder Euro auszugeben und Bitcoin zu halten. Das heißt, ich gebe immer das schlechtere Geld aus, was dazu führt, dass Fiat weiterhin in Umlauf ist und Bitcoin eben nicht zirkuliert.

Das einzige Szenario, wo ich mir wirklich vorstellen kann, dass wir nur noch mit Bitcoin zahlen, ist das, wo es wirklich nur noch Bitcoin gibt. Und dieses Szenario halte ich für extrem unwahrscheinlich.

BTC-ECHO: In den meisten Ländern ist Bitcoin kein gesetzliches Zahlungsmittel. Ist das deiner Meinung nach eine Hürde, wieso sich privates Geld wie BTC nie richtig durchsetzen kann?

Alexander Bechtel: Es ist zumindest kein faires Spielfeld. Es ist definitiv so, dass die staatlichen Währungen da einen großen Vorteil haben. Aber: Was heißt Annahmezwang eigentlich? Es ist ja nicht so, dass ich als Händler Euros annehmen, und dagegen meine Ware ausgeben muss. Ich kann den Handel immer ablehnen. Annahmezwang bei gesetzlichen Zahlungsmitteln bedeutet, dass ich meine Steuern in dieser Währung bezahlen kann. Außerdem kann ich Schulden in gesetzlichem Zahlungsmittel begleichen.

Der Grund, weshalb wir das bei Euro und US-Dollar brauchen, ist der, dass es Fiatgeld ist. Das heißt, hinter dem Geld steht nichts; es beruht einzig auf Vertrauen. Die volle Unterstützung des Staates für solches Geld ist daher sehr wichtig.

Das ist für Bitcoin nicht der Fall. Bitcoin lebt nicht davon, dass es gesetzliches Zahlungsmittel ist. Bitcoin lebt von unserer Überzeugung, dass es ein knappes, dezentrales digitales Gut ist.

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