3 Fragen an Sarah Palurovic, wie schließt man die Geschlechterkluft im Krypto-Space?

Sarah Palurovic ist geschäftsführende Direktorin der Digital Euro Association. Zudem forscht sie am Frankfurt School Blockchain Center und ist überzeugt, dass Frauen zum Wohl der Gesellschaft an Blockchain-Projekten und Kryptowährungen mitwirken sollten.

Marlene Müller
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Frau Sarah Palurovic

Beitragsbild: Sarah Palurovic

Seit über 100 Jahren demonstrieren Frauen am 08. März für mehr Rechte und vor allem für eine gleichberechtigte Behandlung. In der Vergangenheit erreichten sie so nicht nur das Frauenwahlrecht, sondern beispielsweise auch eine selbstständigere Handhabung von den Finanzen. In der Zukunft könnte sich die Situation für Frauen noch weiter verbessern. Insbesondere dann, wenn FinTech, DeFi und Blockchain in die richtige Richtung geformt werden, erklärt Sarah Palurovic im Interview.

BTC-ECHO: Sie setzen sich für eine Entmarginalisierung von Frauen im FinTech, DeFi und Blockchain Bereich ein – was heißt das genau?

Sarah Palurovic: Ich sehe nicht ein in einem derart neuen Bereich, bei welchem die DNA von FinTech, DeFi und Blockchain noch stark formbar ist und so viel Potenzial bereithält, eine weitere Gender-Data-Gap entstehen zu lassen. Diese Gap beschreibt das Phänomen, Erfahrung von einem Geschlecht für allgemeingültig zu erklären und allein darauf basierend alle Entscheidungen zu treffen. Die Effekte davon, dass Frauen bis Ende der 70er Jahre in der BRD nicht finanziell sozialisiert waren (z. B. nur durch ihren Ehemann als Vormund einen Arbeitsvertrag abschließen und kündigen) sind bis heute nicht vollständig verblasst. Denn wenn Frauen oder andere Geschlechter in traditionellen Finanzmärkten selbst heute immer noch deutlich weniger vertreten sind als Männer, dann sollten wir alles daran setzen, die gleichen Geschlechterdominanzen nicht auch noch in die Finanzmärkte der Zukunft zu übertragen. Entmarginalisierung bedeutet hier Frauen das Recht auf finanzielle Selbstbestimmung und Unabhängigkeit zu gewähren durch Bildung und Ermutigung und Gleichberechtigung auch in diesem Bereich zu leben.

BTC-ECHO: Warum halten Sie es für wichtig, dass auch weibliche Personen in diesen Bereichen vertreten sind? 

Sarah Palurovic: Beispiel: Wenn es in der Diskussion darum geht, ob es sinnvoll ist, Bitcoin oder eine CBDC für ein Land zum (legalen) Zahlungsmittel zu machen, dann geht es oft um statistische Werte, um ein Abwägen davon, wie viel schneller, kostengünstiger und sicherer die Transaktionen prozentual dann sind. In europäischen Industrienationen wird dann oft argumentiert, dass diese marginalen Verbesserungen den (europäischen) Durchschnittsendnutzer nicht dazu bewegen würden, Bitcoin oder eine CBDC anstelle von staatlichem Geld zu verwenden. Deren Einsatz sei somit überflüssig. “Banking the un(der)banked” sei als Argument allein nicht überzeugend genug oder überhaupt kein Argument.

Diese Durchschnittsbetrachtung ist fatal. Dadurch wird dem kleinen Prozentsatz, für den das Argument “banking the un(der)banked” sehr wohl die Möglichkeit auf die Lebensrealität und das Recht auf ein finanziell selbstbestimmtes und unabhängiges Leben bedeutet, abgesprochen. Wie wir Anfang 2022 in Afghanistan gesehen haben, kann Bitcoin oder eine CBDC im Ernstfall aber zum Beispiel eine unbemerkte Flucht aus Krisengebieten möglich machen, generell gesprochen die Flucht aus Abhängigkeits- und Machtverhältnissen. Dies ist ein Fallbeispiel dafür, warum die weibliche Perspektive in diesen Bereichen wichtig ist.

BTC-ECHO: Was muss passieren, damit mehr Frauen teilnehmen?

Sarah Palurovic: Für Frauen und andere Geschlechter heißt das, dass sie sich nicht von der Männerdominanz einschüchtern lassen sollten. Zugleich sollten sie die Zuversicht haben, dass man sich mit der Zeit in die Themen DeFi, Blockchain etc. einfinden kann. Darüber hinaus empfehle ich an Programmen, wie DLT Talents teilnehmen, um einen Einstieg mithilfe von Mentoren zu finden. Auch Männer können etwas tun. Sie sollten Frauen aktiv zum Lernen, Bilden und Bewerben ermutigen. Sie sollten sich offen für Entmarginalisierung aussprechen und auch so handeln, das Thema nicht einfach abtun, sondern zuhören und reflektieren.

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