Krypto-Annäherungsversuche So will der Kreml Bitcoin-Mining in Russland legalisieren

Seit dem Überfall auf die Ukraine ist Russland wirtschaftlich zunehmend isoliert. Das regt offensichtlich zum Umdenken an: bei Kryptowährungen und auch beim Mining.

Anton Livshits
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Russland

Beitragsbild: Shutterstock

Der Stromverbrauch der russischen Bitcoin-Mining-Industrie übertrifft mittlerweile den des Agrarsektors im Land. Das erklärte der stellvertretende Minister für Industrie und Handel im Zuge einer Blockchain-Podiumsdiskussion der Regierungspartei Einiges Russland. Sein Statement gibt den Bestrebungen zur rechtlichen Regelung des Minings in Russland weiteren Auftrieb.

Denn die staatliche Nachrichtenagentur Interfax berichtete am 27. Mai, dass Wasili Schpak seine Aussage mit der Forderung verband, das Mining von Bitcoin und Co. aus der rechtlichen “Grauzone” herauszuholen:

Wir kommen nicht umhin, das Mining in diesem Sinne als eine industrielle Tätigkeit oder einen Wirtschaftszweig anzuerkennen.

So der stellvertretende Industrieminister. Momentan ist das Mining in Russland weder verboten noch erlaubt. Laut Schpak ergeben sich daraus Risiken für beteiligte Unternehmen. Dabei landete Russland nach dem chinesischen Mining-Verbot bei der globalen Bitcoin Hash Rate im vergangenen Jahr auf dem dritten Platz. Jüngst veröffentlichte Zahlen der University of Cambridge beobachteten für den Januar 2022 allerdings ein chinesisches Comeback – und einen Absturz Russlands auf den fünften Platz, hinter Kanada. Ob Schpacks Äußerung darauf schließen lässt, dass sein Land seit Januar wieder mehr als 4,66 Prozent der BTC Hash Rate für sich beansprucht, ist nicht überprüfbar. Der Politiker erklärte jedoch, dass künftig ein Trend hinzu Kryptowährungen erwartbar sei, die weniger Energie benötigten als der Platzhirsch Bitcoin. Er fügte hinzu:

Dennoch ist offensichtlich, dass es sich [beim Mining] um eine Datenverarbeitung handelt, die auf die eine oder andere Weise Energie verbraucht, und es handelt sich um eine technologische Aktivität. Unsere Position ist hier ganz klar: Das Mining muss anerkannt, reguliert und in die industriellen Aktivitäten integriert werden.

Auch Russlands Premierminister Michail Mischustin äußerte sich laut Interfax bereits im April wohlwollend zum Mining. Das Schürfen von Kryptowährungen eigne sich demnach, um Investitionen in Datenzentren und vergleichbare Infrastrukturen anzukurbeln.

Russland plant Mining-Gesetz

Tatsächlich plant Russland die Verabschiedung eines Gesetzes, das dem Mining Rechtssicherheit garantieren soll. Abgeordnete der Staatsduma reichten einen entsprechenden Antrag zum 29. April ein. Der neuste Entwurf vom 20. Mai rückt dabei von der ursprünglichen Idee eines speziellen Registers für Mining-Unternehmen ab.

Auch eine einjährige Steuerbefreiung für frisch registrierte Unternehmen soll weichen, sie könnte sich negativ auf den Staatshaushalt auswirken. Stattdessen ist für Miner nun derselbe Anmeldeprozess angedacht, wie für alle anderen Unternehmen auch.

Der neue Krypto-Kurs des Kreml

Sowohl die Initiative für ein Mining-Gesetz als auch die positiven Äußerungen von Mischustin und Schpak müssen im Kontext des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der damit verbundenen westlichen Sanktionen betrachtet werden. Im Zuge der zunehmenden wirtschaftlichen Isolation besinnt sich der Kreml augenscheinlich verstärkt auf Bitcoin und Co. zu besinnen. Noch im Januar forderte die Zentralbank des Landes einen nahezu umfassenden Krypto-Bann, der auch dem Mining in Russland ein Ende bereitet hätte.

Demgegenüber plant Moskau jetzt ein eigenes Krypto-Gesetz. Auch die einst undenkbare Akzeptanz von Bitcoin und Co. als Zahlungsmittel ist unter hochgradigen Beamten im Gespräch. Am 31. Mai erklärte sogar die Russische Zentralbank, dass sie Krypto-Zahlungen für internationale Transaktionen nicht grundsätzlich ablehnen würde.

Bleibt abzuwarten, inwiefern Russland zukünftig weiter in den Krypto-Space vordringen wird.

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