Interview mit Advanced-Blockchain-CEO Michael Geike “Der Impact von DeFi auf die Finanzmärkte ist gigantisch”

Wir haben mit Michael Geike, Gründer und CEO der Advanced Blockchain AG, über den Einfluss von DeFi auf die Finanzmärkte gesprochen, über neue Chancen im Metaverse, eine fehlgeleitete Bitcoin-Klimadebatte und warum das Flippening auf sich warten lassen könnte.

Moritz Draht
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Yield Farmer, Protokoll-Entwickler und Polkadot-Seed Investor – das ist nur ein Ausschnitt aus dem breiten Portfolio der Advanced Bockchain AG. Das deutsche börsennotierte Unternehmen nimmt eine Vorreiterrolle am europäischen Blockchain-Markt ein, fördert mit seinen breit gestreuten Investments das Wachstum der Web3-Branche und arbeitet aktiv an der Entwicklung von DeFi-Protokollen mit. Advanced-Blockchain-CEO Michael Geike im Interview.

BTC-ECHO: Die Advanced Blockchain AG gilt als großer Innovationstreiber im Krypto-Ökosystem. Stell dein Unternehmen doch einmal kurz vor, wer seid ihr und was macht ihr?

Michael Geike: Die Advanced Blockchain AG gibt es seit 2017 und ist ein börsennotiertes Unternehmen. Wir nennen uns selbst ein Blockchain Venture Studio. Das heißt, wir machen ganz viele verschiedene Dinge rund um den Blockchain-Bereich. Angefangen von Beteiligungen an GmbHs, über Equity-Beteiligungen an Unternehmen, die die Blockchain-Technologie für Anwendungen in der Realwirtschaft nutzbar machen, bis zu typischen Token-Investments.

Wie sieht ein typisches Token-Investment einer Aktiengesellschaft aus?

Eines unserer ersten Investments waren 50.000 US-Dollar in Polkadot, das wir damals im Private Sale investiert haben, und die sich dann in der Spitze zu einem Wert von zehn Millionen US-Dollar entwickelt haben – also ein nettes Return of Invest. Von diesen Token-Investments machen wir viele, inzwischen mit einem großen Fokus auf DeFi. Das spannendste, was wir aber vielleicht machen, ist ein dritter Bereich: Eigene Inkubationen in den Markt bringen, vorantreiben und entwickeln. Da sind unsere Ressourcen gebündelt. Wir haben mittlerweile über 150 Mitarbeiter und Entwickler, die die Blockchain-Technologie entwickeln und neue Produkte und Projekte in den Markt bringen. Hier ist vielleicht unser Flaggschiff Composable Finance, was gerade einen Parachain-Slot im Polkadot-Ökosystem gewonnen hat.

Mit welchem Konzept hat sich Composable Finance für einen der begehrten Parachain-Slots empfohlen?

Composable Finance ist ein klassisches Infrastruktur-Projekt, das Cross-Chain-Operabilität ermöglichen wird. Es gibt ja wahnsinnig viele tolle Ideen gerade im DeFi-Bereich, zum Beispiel im Lending- und Borrow-Markt, die aber nicht miteinander kommunizieren können. Composable bietet die Möglichkeit, einen Standard zu schaffen, eine eigene Plattform, die es ermöglicht, zwischen diesen sogenannten Layer-2-Protokollen zu kommunizieren. Wir sind jetzt gerade in der zweiten Finanzierungsrunde mit Composable und auf einer Bewertung von 400 Millionen US-Dollar unterwegs – das ist also schon ganz nett.

Die Advanced Blockchain AG ist also selber in der Protokoll-Entwicklung aktiv?

Ja, auf Composable aufbauend bringen wir weitere Produkte und Projekte hinaus, schaffen also unser eigenes Ökosystem im Decentraliced-Finance-Bereich. Das ist der spannendste Teil, den wir machen. Aber es gibt natürlich auch viele Synergien zwischen den Bereichen. Gerade weil wir so tolle Technologien entwickeln, fällt es uns auch leichter, an großen Ticket-Allokationen beteiligt zu werden. Wir versuchen aber natürlich auch, zu expandieren. Wir sind dabei, ein Krypto-Fonds aufzusetzen, wir gucken uns das Consulting-Thema an, und NFTs haben wir uns auch angeschaut. Es ist eine sehr spannende Reise.

…die auch viel Erfahrung erfordert. Seit wann bist du persönlich schon am Krypto-Markt aktiv?

Wir, die Gründer von Advanced Blockchain, sind schon viel länger im Markt als 2017. Ich persönlich bin schon seit 2012 über Bitcoin gestolpert und seit 2013 aktiv mit Mining. Die Advanced Blockchain AG ist sozusagen die Spitze des Eisbergs, was jetzt zum Ende der langen Reise die großen Früchte bringt. 

Advanced Blockchain: Die Vorteile des Polkadot-Ökosystems

BTC-ECHO: Das Parachain-System von Polkadot ist eine der vielversprechendsten Zukunftstechnologien in der Krypto-Ökonomie und könnte die Web3-Entwicklung entscheidend mitlenken. Probleme erkennen und nach Lösungsansätzen suchen: Ist das eure Strategie bei Projekt-Investitionen?

Absolut. Es war kein Zufall, dass wir ins Polkadot-Ökosystem investiert haben. Wir haben Gavin Wood (Ethereum- und Polkadot-Mitgründer, Anm. d. Red.) schon damals beim Ethereum Crowdsale kennengelernt. Die Verbesserungen und Ideen, die Gavin für das Polkadot-Ökosystem hatte, liegen natürlich auf der Hand. Das hat uns schon frühzeitig beeindruckt und uns war klar, dass es eine sehr große Rolle spielen wird. Man merkt schon jetzt das Standing, das Polkadot hat, aber das Meiste haben wir noch gar nicht gesehen, weil es sich noch in der Entwicklung befindet.

Welche Verbesserungen bringt Polkadot für Blockchain-Anwendungen?

Wir kennen die Probleme, die Ethereum hat: die hohen Gas Fees und die Ungelenkigkeit des Codes. Das führt oft dazu, dass die Applikationen nicht so effizient laufen, wie sie laufen könnten und daher dann auch sehr teuer sind. Substrate, was die inhärente Sprache im Polkadot-System ist, ermöglicht es, viel flexiblere Smart Contracts zu schreiben und damit viel effizientere Applikationen zu gestalten. Die werden jetzt gerade erst kreiert, und was darauf aufbaut, wird extrem werthaltig sein für die ganze DeFi-Community. Wir sind sehr gespannt, das Ganze auch mitzugestalten.

Setzt ihr neben Polkadot auch weitere Schwerpunkte im DeFi-Bereich?

Wir haben unsere Finger überall mit drin und bauen auch teilweise Projekte auf Cosmos, natürlich auch im Ethereum-Netzwerk und teilweise auf Solana. Wir gucken uns verschiedene Chains an und bauen auch aktiv auf diesen Chains, weil ich der absoluten Meinung bin, dass es nicht eine “One-Winner-Takes-All-Chain” geben wird, sondern es viele Chains geben wird, die ihre spezifischen Anwendungsfälle vorweisen und für die sie stark sind. Und dann wird es wiederum Technologie geben, die diese Chains miteinander verbindet, um ein Interconnected Web 3 zu bauen.

Euer Fokus auf DeFi scheint recht progressiv für ein börsennotiertes Unternehmen, ist der Markt doch in vielerlei Hinsicht noch ein chaotisches Feld. Vor allem auf Sicherheitsebene, aber auch auf regulatorischer Ebene gibt es an vielen Stellen noch Nachbesserungsbedarf – Stichwort: Stock Token – Wie sondiert ihr da Projekte aus?

Da stimme ich vollkommen zu, teilweise läuft es noch chaotisch ab. Das ist so ein bisschen wie im wilden Westen. Aber manche Dinge funktionieren auch wahnsinnig gut und sind sehr innovativ und effizient. Die meisten Probleme entstehen dann, wenn versucht wird, Brücken zu schlagen in unsere reale Welt. Wenn wie im Fall der Stock Token versucht wird, “reale” Assets anhand von Blockchain abzubilden, was dann Regularien verletzt, die eventuell noch gar nicht klar gesteckt sind. Oder das Team bietet Finanzdienstleistungen an, wofür sie eigentlich Lizenzen bräuchten. Das checken wir natürlich im Vorfeld, um die Risiken abzustecken: Welches Know-how hat das Team? Gerade, wenn Brücken geschlagen werden in die echte Welt. Was für Lizenzen sind schon da und wie sieht das Geschäftsmodell generell aus. Wir haben selbst eine 100-prozentige Tochter, die FinPro AG, die auch auf das Tokenisieren von Assets und Real-World-Assets abzielt. Wir wissen natürlich, wie schwer dieses Thema ist, Real-World-Assets auf der Blockchain abzubilden. Die große Hürde sind tatsächlich die regulatorischen Fragezeichen und Lücken, die noch gefüllt werden müssen. 

Was bedeutet DeFi für den traditionellen Finanzmarkt?

BTC-ECHO: DeFi wird vermutlich noch einige Jahre bis zur Mainstream-Adoption brauchen, stellt das Potenzial aber schon jetzt deutlich unter Beweis. Wie schätzt du den Impact von DeFi auf die Finanzmärkte ein?

Ich glaube, dass der Impact gigantisch sein wird, wirklich disruptiv, und es letztlich eine Frage der Zeit ist, bis sich DeFi durchsetzt. Ich glaube, irgendwann wird DeFi auch nicht mehr DeFi genannt werden, weil es einfach die jetzige Finanzwelt komplett in sich einnimmt oder beide Bereiche irgendwann einfach miteinander verschmelzen. Wie das genau passieren wird, wie die alte und die neue Welt zusammengeführt werden, ob eins das andere schluckt oder ob es Brückenbildungen gibt, das ist noch unklar. Es kann auch sein, dass sich die “alte” Welt komplett selbst zerstört durch Hyperinflationsszenarien und dergleichen. Dann haben wir mit DeFi ein neues System, auf das wir zurückgreifen können.

Eine sehr bullishe Einschätzung…

Die Glaskugel hat niemand, aber ich bin absolut überzeugt davon, dass der Impact gigantisch sein wird, und dass wir irgendwann in einer Welt leben, in der wir nur noch auf diese Technologie zurückgreifen werden, weil sie einfach so viel transparenter, effizienter und auch sicherer ist. Wenn man weiß, wie man es macht, ist heute schon viel sicherer, als die jetzigen Systeme, die wir haben.

Trotz gewaltiger Wachstumsraten steckt die DeFi-Entwicklung noch in den Kinderschuhen. Können dezentralisierte Finanzen den Vorsprung der “alten Finanzwelt” überhaupt einholen?

Wir haben natürlich viel mehr Infrastruktur in der “alten Welt”. Viel mehr Auffangbecken, mehr Versicherungen, viel mehr Security Layer drumherum gestrickt, was das ganze aber auch total komplex macht. Der DeFi-Bereich ist eigentlich viel einfacher gestrickt und gewährleistet schon mit ganz einfachen Methoden einen hohen Grad an Security. Aber der Endverbraucher muss auch erst einmal einen neuen Skill lernen, um mit dieser Technologie überhaupt erst umgehen zu können. Das ist vergleichbar mit E-Mails. Der Umgang damit musste natürlich auch erst mal gelernt werden. Der Umgang mit Computern generell, das ist wirklich eine neue Fähigkeit, um darauf aufbauend Geschäftsmodelle zu entwickeln. In der DeFi-Welt muss außerdem ein penibler Umgang mit Passwörtern gelernt werden, für die ich komplett selber verantwortlich bin. Hier muss man Vorkehrungen treffen. Meine digitalen Assets sollten immer sicher sein, selbst wenn mein Haus abbrennt. Das ist ein neuer Skill, der gelernt werden muss. Das wird aber auch passieren, die jüngere Generation lernt so etwas schneller als die alte. Für die Alten gibt es dann wiederum Services, die ihnen das abnimmt. Aber DeFi wird definitiv über kurz oder lang beim Endkonsumenten ankommen. 

Wie sehen eure eigenen Aktivitäten am DeFi-Markt aus?

Yield Farming ist natürlich ein weitläufiger Begriff, aber eins unserer inkubierten Projekte ist ein Yield-Farming-Protokoll. Die große Errungenschaft dieses Hype Cycles sind ja eigentlich die decentralized Exchanges, um die sich herum dann ganz viele Produkte entwickelt haben. Die funktionieren über sogenannte Liquidity Pools. Je nach Currency-Pair, sagen wir Ether und USDC, hast du zwei Töpfe, in denen Anleger ihr Geld parken. Wenn jemand Ether gegen Dollar tauschen will, dann kann er in den einen Topf Geld schicken und aus dem anderen Topf nehmen. Wenn ich jetzt als Anleger Liquidität zur Verfügung stelle, bekomme ich sogenannte LP-Tokens – ein Kassenbon sozusagen – und wenn ich diese LP-Tokens zurückschicke, bekomme ich mein Geld zurück plus die Trading Fees, die generiert wurden, während ich mein Geld geparkt hatte. Diese LP-Token haben natürlich einen Wert. Man kann sie wiederum als Collateral, also Sicherheit, hinterlegen, um dagegen beispielsweise Geld zu leihen. Dann kann man natürlich dieses beliehene Geld nehmen, um es vielleicht wieder als Liquidität zu investieren, um noch mehr LP-Token zu bekommen. Mit den LP-Token kann ich mir wieder mehr Geld leihen usw. Das ist ein schöner Kreislauf, wobei immer ein bisschen herumkommt, bis es dann irgendwann aufhört. Das ist natürlich ein wahnsinnig manueller Prozess, aber wir haben einen Algorithmus geschrieben, der diesen Prozess automatisiert. Dieses Protokoll nennt sich Warp Finance und ist zum Beispiel eines der Yield-Farming-Projekte, das wir ins Leben gerufen haben.

DeFi und das Metaverse

BTC-ECHO: Eines der jüngeren Hypethemen am Markt war das Metaverse. Wie schätzt du die Einwirkung der virtuellen Realität auf unser Leben in den nächsten Jahren ein?

Für mich ist es immer schwer, eine zeitliche Prognose zu geben. Manchmal liegt man da in beiden Richtungen komplett daneben, weil wir uns in so einer multidimensionalen und nicht-linearen Entwicklungsstufe der Menschheit befinden. Uns ist dieser krasse Umbruch oft gar nicht bewusst. Vor neun Jahren hatte ich nicht einmal WhatsApp auf dem Handy. Es ist wahnsinnig, wie schnell sich das entwickelt und das hat einen Einfluss auf fast alles, was wir tun. Wie wir miteinander kommunizieren, wie wir Geschäfte machen, wie wir Geschäfte weiterentwickeln, wie wir uns die Geschäftsmodelle der Zukunft vorstellen und darauf hinarbeiten. Das Metaverse ist eine dieser Entwicklungen, wovon ich überzeugt bin, dass es eine sehr große Rolle spielen wird, weil wir uns immer mehr eine virtuelle Welt bauen.

…in der auch DeFi eine Säule bilden kann?

Ja klar, warum nicht? Ich glaube, dass wir uns in Zukunft sehr viel in diesen virtuellen Räumen aufhalten werden, wo wir ganz verschiedene Sachen machen können. DeFi ist dann ein Bereich, aber es werden auch Konzerte stattfinden, und Dinge, die wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen können, weil sie in der “realen” Welt einfach nicht existieren. Das wird natürlich auch wieder eine Explosion an Innovation und Kreativität nach sich ziehen, die uns sehr verändern wird, glaube ich. Aber natürlich wird auch viel DeFi in Metaversen stattfinden und Interaktionen bzw. Transaktionen zwischen Parteien. Deswegen glaube ich, hat das Metaverse eine gigantische Zukunft, aber es ist jetzt noch eher im Trial-and-Error Teststadium. Ich glaube, wir haben noch gar keine Idee davon, was sich daraus entwickeln wird.

Die Blockchain-Technologie spielt ihre Stärken in einer zunehmend digitalisierten Welt aus, hat aber hinsichtlich des Bitcoin-Energieverbrauchs noch immer ein Imageproblem. Wie nimmst du die Klimadebatte um Bitcoin wahr und wo positionierst du die Technologie? Als Teil des Problems oder Teil der Lösung?

Das Thema der Nachhaltigkeit ist ein absolut wichtiges Thema. Es ist aber auch klar, dass wir nicht aus dieser globalen Krise herauskommen, indem wir unseren Energieverbrauch auf das Minimum reduzieren. Klar sollten wir immer versuchen, Energie einzusparen. Aber der Trend, dass die Menschheit immer mehr Energiebedarf haben wird, lässt sich nicht aufhalten. Dafür müssen Lösungen gefunden werden, um die Energieversorgung nachhaltig zu gestalten. Diese Möglichkeiten gibt es. Die Sonne wirft das 8.000-fache an Energie vom eigentlichen Bedarf, den die Menschheit hat, auf die Erde. Die Energie ist eigentlich da. Nur müssen wir den Fokus darauf lenken, sie nachhaltig brauchbar zu machen.

also eine fehlgeleitete Debatte?

Blockchain und auch neue Finanzsysteme wie DeFi sind eine riesige Bedrohung für die jetzigen Finanzsysteme. Die jetzigen Finanzsysteme und Lobbys sind wahnsinnig mächtig, vielleicht sogar die mächtigsten Lobbys, die wir haben. Die nutzen so ein Argument wie “Bitcoin wird mit schmutziger Kohle gemint” natürlich als ein Werkzeug, um die Technologie möglichst kleinzuhalten. Das ist ein ganz normaler Prozess. Es ist ja auch ein Fünkchen Wahrheit dran. Es ist absolut richtig, dass das Mining von Bitcoin in vielen Hinsichten nicht so effizient ist, wie es sein könnte. Aber es ist natürlich viel zu einseitig beleuchtet, denn eigentlich ist selbst dieses alte Bitcoin-System so gebaut, dass es zumindest langfristig gesehen grünen und günstigen Strom dem schmutzigen Strom vorziehen wird. Das Schöne an Bitcoin ist, dass du überall auf der Welt minen kannst. Man kann irgendwo minen, wo man die Miner zum Beispiel mit Erdwärme betreibt. Das passiert tatsächlich auch, obwohl es noch wenige Studien dazu gibt.

DeFi, Bitcoin und das Klima

BTC-ECHO: Könnte die Krypto-Ökonomie dann nicht sogar zur Energiewende beitragen?

Die Entwicklung ist eher in Richtung nachhaltigem Strom, wodurch teilweise sogar Infrastruktur geschaffen wird. Da sind wir jetzt natürlich sehr auf Bitcoin fokussiert. Bitcoin ist auch natürlich ein sehr signifikanter Teil des gesamten Krypto-Markts und spielt eine große kulturelle Rolle im Blockchain-Markt. Aber Bitcoin ist nur ein kleiner Teil von dem, was wir noch alles sehen werden – vor allem was die Funktionalität der Technologie angeht. Wenn ich sage, dass die Blockchain das infrastrukturelle Rückgrat unseres Web 3 und unserer virtuellen Zukunft sein wird, dann werden das Systeme sein, die gar nicht auf das Mining, wie Bitcoin es betreibt, angewiesen sind. Die Technologie hat sich ja wirklich rasant weiter entwickelt und braucht dieses Mining ja gar nicht mehr. Die Konsensalgorithmen sind so ausgelegt, dass sie viel energieeffizienter arbeiten können. Deshalb sind nicht alle Zukunftsthemen davon betroffen. Es ist eher so, dass wir den Dinosaurier Bitcoin mitschleppen, wie ein Sorgenkind, das alte Themen immer wieder hochwirft. Aber ich glaube, die werden über kurz oder lang behoben werden.

Apropos Konsens: In diesem Jahr steht der lang erwartete Konsens-Wechsel bei Ethereum an. Durch den Umstieg auf Proof of Stake und den daran anknüpfenden Skalierungslösungen dürfte Ethereum seine Stellung als wichtigste Smart-Contract-Plattform weiter festigen. Auch das Flippening-Szenario, das Vorbeiziehen der Ether-Marktkapitalsierung an Bitcoin, wurde dadurch wieder aufgeworfen. Für wie realistisch hälst du ein Flippening?

Ich persönlich denke nicht, dass das Flippening passieren wird. Es sei denn, die Bitcoin Community, und damit meine auch die Communty, die aktiv am Protokoll mitarbeitet, splittet sich noch ein paar Mal und zerstört sich quasi selbst. Ich denke, dass das nicht passieren wird, weil Bitcoin einfach nach wie vor den First Mover Advantage hat und den absolut größten Netzwerkeffekt. Bitcoin ist nach wie vor der Coin, der überall akzeptiert wird und der jetzt schon teilweise in verschiedenen Jurisdiktionen wie El Salvador als offizielles Zahlungsmittel anerkannt worden ist. Bitcoin akzeptieren alle. Wenn du irgendwo tauschen möchtest: Bitcoin geht immer. Deswegen wird das Flippening nicht passieren.

…trotz der eingeschränkten Funktionalität?

Ich glaube, langfristig hat es zwar eine viel kleinere Funktionalität als Ethereum, aber Ethereum hat einfach einen anderen Zweck. Auf lange Sicht denke ich, wird Bitcoin so ein bisschen ähnlich wie der Dollar heute die Benchmark sein, in der alle anderen Assets gepreist sind. Vielleicht irgendwann, weit genug in die Zukunft geguckt, wird es keinen Dollar und keinen Euro mehr geben, wer weiß? So etwas könnte ich mir schon vorstellen. Und dass dann einfach alle Assets, die wir haben, in Bitcoin gepreist sind. Das könnte letztlich die Rolle Bitcoins sein: Dass du alles, jedes Asset, immer in Bitcoin tauschen kannst. Deswegen kann ich mir schon vorstellen, dass Bitcoin immer das Zugpferd bleibt. 

BTC-ECHO: Krypto-Regulierung und Technologie-Förderung ist ein globaler Flickenteppich. Während einige Länder einen innovationsfreundlichen Rahmen geschaffen haben, schwingen andere die Verbotskeule. Wie macht sich Deutschland als Standort auf der Krypto-Weltkarte?

Bisher habe ich Deutschland generell als einen sehr guten Blockchain-Standort wahrgenommen. Deutschland hat durch Berlin auch einen kleinen First Mover Advantage. Es gibt natürlich mehrere Hubs global, aber Berlin ist definitiv einer dieser Hubs. Durch die Historie, den Mauerfall und dem liberalistischen Gedanken, der sehr stark in Berlin ist, hat es natürlich 2008 und 09, als das Bitcoin Paper herauskam, schon sehr viele Interessenten und Anhänger gehabt. So haben sich die ersten Grüppchen gebildet, es sind Meetups entstanden, was sehr viele Leute angelockt hat.

…und auf regulatorischer Ebene?

Die Bundesregierung hat eigentlich immer versucht, einen proaktiven Ansatz zu gehen, was das Thema angeht, und hat recht früh versucht, transparent zu sein. Ich glaube, das hat auch wiederum Leute dazu bewogen, in Deutschland etwas zu machen. Wie lange das so bleibt und ob sie diesen Weg weiter gehen, wird sich zeigen. Es müssen definitiv noch einige Gesetze verabschiedet werden, die hoffentlich dann auch in die richtige Richtung gehen. Ich erhoffe mir von der neuen Bundesregierung, dass diese dann auch in die richtige Richtung ausgelegt werden. Das wird sich mit der Zeit zeigen. Klar gibt es auch Jurisdiktionen, die noch flexibler und entspannter mit der ganzen Thematik umgehen. Es sind oft aber auch kleine Staaten, wo die generelle Unsicherheit größer ist. Deswegen sehe ich Deutschland schon eigentlich als einen vorteilhaften Standort an, was diese Technologie angeht. 

Vielen Dank für das Gespräch. Das Schlusswort gehört dir…

Ich bin begeistert, mit welcher Geschwindigkeit Innovation vorangetrieben wird in dieser Welt gerade und freue mich, dass wir mit Advanced Blockchain auch einen entscheidenden Teil dazu beitragen können, die Dinge auch in eine richtige, werthaltige Richtung zu entwickeln. Ich bin absolut gespannt darauf, wie sich der Markt entwickeln wird, die nächsten Jahre, und freue mich auf eine effizientere, transparentere und fairere digitale Zukunft.

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