Regulierungs-ECHO Krypto-freundliche Signale aus der EU und den USA

Während Südkorea den Fallout des Terra-Crashs angeht, signalisieren die USA und die EU gewisses Wohlwollen bei der Regulierung von Stablecoins und anderen Kryptowährungen. Die vergangene Woche im Regulierungs-ECHO.

Anton Livshits
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Bitcoin Richterhammer

Beitragsbild: Shutterstock

Südkorea reagiert auf Terra Crash

Der Crash des Stablecoins Terra und des damit assoziierten Token Luna hielt die Krypto-Welt auch in der vergangenen Woche in Atem. Südkoreanische Behörden luden am 23. Mai deshalb zu einer zweitätigen Notfall-Konferenz, dabei ging es um Lehren aus dem Debakel, dem laut der Korean Times 280.000 koreanische Investor:innen zum Opfer fielen. Neben Regierungsvertreter:innen waren auch die Chefs der fünf größten Bitcoin-Börsen des Landes anwesend. Die Regierung will die Aufsicht über den Krypto-Sektor ausweiten, darüber hinaus ist auch eine engere Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Justizbehörden geplant. Denn südkoreanische Ermittler nahmen auch Terraform Labs, das in Südkorea ansässige Unternehmen hinter Terra, genauer in den Blick. Als Konsequenz veranlassten sie, die Assets eines Mitarbeiters einzufrieren. Er steht im Verdacht, Firmenkapital veruntreut zu haben.

Aus demselben Grund will die Polizei auch die Reserven der Terra-Verwalter Luna Foundation Guard auf Eis liegen. Eine südkoreanische Anwaltskanzlei, deren Personal laut Medienberichten ebenfalls von dem Crash betroffen ist, reichte im Namen der Opfer Klage gegen Terraform Labs ein. Angesichts der diffusen Krypto-Regeln in Südkorea ist es indes ungewiss, ob mit Entschädigung zu rechnen ist.

EZB-Chefin bezeichnet Kryptowährungen als “wertlos”

Die europäischen Pläne zur Krypto-Regulierung waren in der vergangenen Woche das bestimmende Thema dieser Rubrik. Doch während EU-Parlament, Rat und Kommission über den angemessenen Umgang mit Bitcoin und Co. streiten, steht die Meinung der Vorsitzenden der Europäischen Zentralbank augenscheinlich bereits fest. “Meine sehr bescheidene Einschätzung ist, dass Kryptowährungen nichts wert sind”, erklärte Christine Lagarde im niederländischen Fernsehen. Das Problem liege laut der EZB-Chefin darin, dass es keine zugrundeliegenden Vermögenswerte gäbe, “die als Sicherheitsanker dienen können.” Auch wenn sie selbst nicht am Hodlen sei, verfolge sie den Krypto-Markt dennoch aufmerksam, denn ihr Sohn habe investiert. Lagarde tat sich auch in der Vergangenheit mit Bitcoin-kritischen Statements hervor, die nicht immer der Faktenlage entsprachen. Überzeugt zeigte sich die Krypto-Gegnerin im Fernsehprogramm hingegen von digitalen Zentralbankwährungen, wie dem geplanten digitalen Euro.

ESWA plant Anhörung zum Krypto-Markt

Vom Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (ESWA) ist gewiss mit einem differenzierten Blick auf Bitcoin und Co. zu rechnen als bei Christine Lagarde. Versammelt das Beratungsgremium der politischen EU-Institutionen doch eine Reihe an Akteuren und Interessensgruppen aus Wirtschaft und Gesellschaft. Am 2. Juni veranstaltet der ESWA eine öffentliche Anhörung über den Status-Quo am Krypto-Markt, sie findet ab 10:30 per Webstream statt. Interessierte Zuhörer:innen müssen sich vorher nicht anmelden. Auf der Agenda stehen sowohl die Chancen als auch die Risiken von Bitcoin und weiteren Digitalwährungen. Demnach sei es zwar wichtig, mögliche Gefahren im Blick zu behalten, aber auch die Potenziale auszuschöpfen, die die Blockhain-Technologie bereithält. Es gibt folglich allen Grund zu hoffen, dass die Anhörung positive Impulse für die laufen Regulierungsdebatten im Trilog setzten wird.

US-Notenbank hält CBDC mit Stablecoins für vereinbar

Seit Metas gescheitertem Diem-Projekt stehen Stablecoins im Zentrum der politischen Krypto-Debatte in Washington. Weit verbreitet ist die Sorge, dass an den Kurs des US-Dollar geknüpfte Digitalwährungen wie Tether die Finanzstabilität gefährden könnten. Der Terra-Crash befeuert momentan diese Sorge. In einer Anhörung vor dem Finanzausschuss des US-Kongresses brachte die Vizevorsitzende der US-Notenbank Fed Lael Brainard hierzu eine durchaus wohlwollende Einschätzung vor. Das eigentliche Thema war am 26. Juni jedoch der geplante digitale US-Dollar, die digitale Zentralbankwährung, die laut Brainard noch ein etwa fünfjährige Entwicklungsphase vor sich hat. Zunächst wolle man auf grünes Licht seitens des Kongresses und des Weißen Hauses warten, außerdem seien noch Details zu klären. Grundsätzlich plädierte Brainard aber für eine CBDC, das in erster Linie Zahlungsmittel und kein wertspeicherndes Asset ist. In Anbetracht der CBDC-Pläne von China und der EU vermutet sie bei einer Nichteinführung potenzielle Risiken für die globale Vormachtstellung des US-Dollar.

Laut einer vorab veröffentlichen Mitschrift ihrer Aussage betonte Brainard zudem, dass sie eine CBDC mit privaten Stablecoins für vereinbar hält. Eine CBDC könnte demnach gar dazu beitragen, das Risikopotenzial von Stablecoins abzufedern: “Wenn sich privates Geld – in Form von Stablecoins oder Kryptowährungen – durchsetzt, könnte es außerdem zu einer Fragmentierung des US-Zahlungssystems in sogenannte Walled Gardens kommen. Unter bestimmten künftigen Umständen könnten CBDCs neben Stablecoins und Geschäftsbankgeld existieren und diese ergänzen, indem sie eine sichere Zentralbankhaftung im digitalen Finanzökosystem bieten, ähnlich wie Bargeld derzeit neben Geschäftsbankgeld existiert.”

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